Im Juni des Jahres 2013 habe ich meine Tastatur und mein Tastaturlayout umgestellt. Dies hatte zweierlei Gründe: Einerseits wollte ich endlich 10-Finger-Tippen lernen und andererseits erfuhr ich gelegentlich Sehnenreizungen und Nackenverspannungen nach der Büroarbeit. Grund genug, sich einmal eingehend mit ergonomischen Konzepten zu befassen. Inzwischen blicke ich zum Zeitpunkt dieses Artikels auf fünfeinhalb Jahre mit einem ergonomischen Tastaturlayout zurück. Die Effizienz meiner Eingaben konnte ich steigern und mit gereizten Sehnen hatte ich keine Probleme mehr. Aus dem Grund möchte ich meine Erkenntnisse gerne weitergeben.
Es ist im folgenden Artikel wichtig auseinander zu halten, dass ich die Tastatur als auch das Tastaturlayout umgestellt habe. Das sind zwei voneinander unabhängige Maßnahmen. Die unten vorgestellte ergonomische Tastatur erfordert nicht zwingend ein besonderes Layout und umgekehrt kann das vorgestellte ergonomische Tastaturlayout auch mit jeder Standardtastatur verwendet werden. Für mich haben aber besonders beide Maßnahmen in Kombination einen erheblichen Gewinn gebracht.
Beginnen wir zuerst mit dem Tastaturlayout. Mit Layout ist gemeint, welche Buchstaben auf welchen Tasten platziert sind.
Qwertz ist doof
In Deutschland ist das Qwertz-Layout sehr verbreitet. Der Name leitet sich von den ersten Buchstaben in der oberen Buchstabenreihe ab.
Wenn man sich eine Qwertz-Tastatur wie im nachfolgenden Bild einmal genau ansieht, fallen hinsichtlich der Anordnung der Buchstaben mehrere Aspekte auf, die auf ein ineffizientes Layout hindeuten. Dies wurde mit Studien belegt.
- In der Grundreihe – das ist beim 10-Finger-Tippen die mittlere Buchstabenreihe zwischen ‚A‘ und ‚Ä‘ – sind außer ‚A‘ und ‚S‘ keine besonders häufig benötigten Buchstaben enthalten.
- Bei durchschnittlichen Texten wird die linke Hand mehr belastet als die rechte Hand.
- Die Hände werden auf den äußeren Seiten, also bei den schwächeren Fingern, mehr belastet als innen bei den starken Fingern.
- Häufige Buchstaben liegen weit verteilt auf der Tastatur.
- Bi- und Trigramme, d.h. oft benötigte Buchstabenabfolgen aus zwei und drei Buchstaben, werden häufig von derselben Hand oder gar demselben Finger getippt, was langsamer geht als ein möglichst ständiger Wechsel der Hände.
Eine dieser Studien hat eine Art Wärmebild hervorgebracht, mit dem die Häufigkeit der Buchstabennutzung je Taste angezeigt wird. Zwar zeigt das Bild das amerikanische Qwerty-Layout an und die Studie stützt sich sicherlich auf englische Texte, aber die Häufigkeitsverteilung von Buchstaben in Texten unterscheidet sich zwischen der deutschen und englischen Sprache nicht erheblich. Qwerty und Qwertz sind ebenfalls fast identisch. Ein entsprechendes Bild für Qwertz habe ich nicht vorliegen, aber es würde sehr ähnlich aussehen.
Bildquelle: http://xahlee.info
Es gibt verschiedene Spekulationen, warum das Standardtastaturlayout so ineffizient ist. Da sich das Qwerty-Layout bereits in frühen Zeiten der Schreibmaschinen etablierte, wird davon ausgegangen, dass die besonders häufig benötigten Buchstaben außen um die Grundreihe der Tastatur herum verteilt wurden, um möglichst ein Verklemmen der Typenhebel zu vermeiden. Werden zwei benachbarte Tasten auf einer Schreibmaschine in schneller Abfolge betätigt, kann der schlagende Stempel mit dem zurückfallenden Stempel der vorherigen Taste kollidieren und verklemmen. Im Foto habe ich das bei einer Schreibmaschine einmal provoziert.
Es ist kaum vorstellbar, dass moderne Computer auf einem Tastaturlayout von 1868 beruhen, obwohl alle Welt von Ergonomie redet und Sehnenscheidenentzündungen weit verbreitet sind.
NEO ergonomisch optimiert
Neo ist eines von vielen alternativen Tastaturlayouts. Weil ich ohnehin das 10-Finger-Tippen lernen musste, war ich im Grunde frei, welches Tastaturlayout ich zugrunde legen wollte. So habe ich mir vorher etwas Zeit genommen und mehrere Layouts miteinander verglichen. Ich habe mich schließlich für Neo entschieden. Vorab: Neo lebt derzeit in einer Version 2. Ich beziehe mich hier immer auf diesen Stand, sowohl mit „Neo“ als auch „Neo2“.
Folgende Gründe sprechen für Neo:
- Neo berücksichtigt Erfahrungen anderer Alternativlayouts, z.B. dem Dvorak-Layout aus den 1930er Jahren, basiert aber auch auf maschinellen Auswertungen von Texten und Buchstabenhäufigkeiten und -abfolgen.
- Neo ist speziell für die deutsche Sprache optimiert.
- Die häufigsten Buchstaben liegen auf der Grundreihe. Bei Neo deckt die Grundreihe 63% aller Buchstaben eines durchschnittlichen Textes ab, während es bei Qwertz nur etwa 25% sind. Alleine mit der Grundreihe können bei Neo etwa 3600 deutsche Wörter geschrieben werden, bei Qwertz sind es nur 75. Die Hände bleiben viel ruhiger, weil deutlich seltener zu entfernten Buchstaben gesprungen werden muss.
- Die häufigsten Buchstaben liegen unter den stärksten Fingern.
- Die linke Hand hat die Vokale auf der Grundreihe, während rechts die häufigsten Konsonanten auf der Grundreihe liegen. So ergibt sich ein häufiger Wechsel zwischen beiden Händen, was einen flüssigen Lauf begünstigt.
- Bi- und Trigramme können effizient getippt werden.
- Die Tippfolgen häufiger Wörter sind auf kurze Wege optimiert.
Und so sieht das „Wärmebild“ aus. Die Effizienz ist sichtbar erhöht.