Für unser Wohnzimmer haben wir länger nach einer Hängelampe für den Couchbereich gesucht und sind schließlich fündig geworden: „The GLASS CLUSTER“, eine aus Schweden stammende Lampe der Designer Björn Stillefors, Jörgen Pudeck & Gunnar Cedervall. Schnell haben wir ein paar internationale und deutsche Distributoren angefragt und sind zum enttäuschenden Ergebnis gekommen, dass die Lampe einfach zu teuer ist. Etwa 375 € sollte sie ohne Gläser und ohne Porto kosten (z.B. hier, die 40-Gläser-Variante auswählen!). Der Preis ist sicher gerechtfertigt, aber für uns weitaus zu hoch. Also wäre die Lampensuche weitergegangen… aber dann beschloss ich, dass ich das auch selber hinbekommen müsste. Für einen Bruchteil des Preises, versteht sich.
Einleitung
Um es mir zu erleichtern, beschloss ich, die Lampe mit allen Maßen genau zu kopieren. Eine neue Konstruktion zu planen oder die originale zu verändern ist nämlich gar nicht so einfach. Die Gläser hängen in Ringen angeordnet ineinander versetzt. Man muss genau alle Abstände zwischen den Gläsern einplanen, Kollisionen vermeiden und zugleich im Auge behalten, dass die äußere Form auch was hergibt.
Eine Kopie anzufertigen ist dank des existierenden Datenblatts auch gar nicht schwer. Das Datenblatt und einige Fotos des Originals gibt es hier. Das Datenblatt führt drei Größenvarianten auf. Wir haben uns für die mittlere mit 40 Weingläsern entschieden.
Wenn man die Skizze auf Seite 5 des Datenblatts (nicht die auf Seite 2) auf DIN A4 ausdruckt, ergibt sich ganz zufällig (?) ein Maßstab von exakt 1:10, d.h. 1 cm auf dem Papier entspricht 10 cm in der Realität. Das ist natürlich extrem hilfreich, weil man alle unbemaßten Distanzen mit einem Lineal (fast) ohne umrechnen direkt ablesen kann.
Die Lampe hat 5 Etagen. Mittig sitzt ein großer Ring mit 50 cm Durchmesser, der 16 Gläser trägt und oben und unten je ein kleiner Ring mit 15,6 cm Durchmesser und je 4 Gläsern. Die Etagen 2 und 4 setzen sich aus je 4 Ringstücken zusammen, die je 2 Gläster tragen. Auf diesen Ebenen befinden sich also je 8 Gläser. Zusammengehalten wird das von 4 vertikalen halbringförmigen Trägern, von denen in der Skizze nur 2 angedeutet sind, weil die anderen beiden nach vorne und hinten in der Zeichenebene verlaufen.
Bildquelle: http://www.nasielsky.se
Planung
Ein Problem hatte ich noch: Die originale Lampe ist geschweißt. Das kann ich aber nicht und so gerne ich es lernen würde, es scheitert auch an einem Platz zum Schweißen. Meine winzige Werkstatt liegt zentral im Keller des Hauses, d.h. ist von Innenwänden umgeben und bietet keine Abzugsmöglichkeit für die beim Schweißen entstehenden Rauche.
Kurzum musste ich die Komponenten anders verbinden. Für mich blieben da nur Schrauben übrig.
Fertigung
Die Fertigung beginnt zuerst mit der Materialbeschaffung. Viel Material braucht man eigentlich gar nicht. Da ich alle Teile einzeln fertige und dann verschraube, brauche ich nur ein paar Aluminiumstangen. Ich habe mich teils für 10×3 mm Flachstangen und teils für Rundstangen mit 6 mm und 8 mm Durchmesser entschieden. Die originale Lampe besteht nur aus runden Stangen, aber die lassen sich schwieriger gegeneinander verschrauben. Hier im Foto sieht man die Aluminiumstangen an der Wand stehen. Es handelt sich um 2m-Längen.
Zuerst habe ich mit der Fertigung der 80 Haken für die 40 Weingläser begonnen, weil das erwartungsgemäß der schwierigste Teil war. Lange habe ich überlegt, wie ich die Haken optisch ansprechend und alle gleichaussehend fertigen kann. Entschieden habe ich mich dann dazu, sie aus 6 mm Rundstäben zu sägen und zu biegen. Das setzt einen gewissen Mindestbiegeradius voraus, aber das ist optisch sogar ganz hübsch und funktional kein Problem.
Mit dieser schnell zusammengekloppten Schablone (Führung und Anschlag) habe ich die Rundstäbe für die Haken alle gleichlang zugesägt.
Das Ding habe ich in einen Ständer für den Winkelschleifer eingespannt. Die 80 Rundstäbchen waren ruckzuck zugesägt.
Sehr viel Zeit hat mich die Konstruktion einer Biegevorrichtung gekostet. Obwohl die schließlich verwendete Konstruktion so einfach aussieht, muss ich gestehen, dass es sich um die 4. Biegevorrichtung handelt, die ich dafür gefertigt habe. Die drei Vorgänger waren völlig anders beschaffen und hatten allesamt Schwachstellen, an denen sie aufgrund der recht hohen Kräfte zerrissen sind.
Diese Konstruktion besteht aus einem gehärteten Stahlwinkel, dessen Außenradius ganz gut zum gewünschten Innenradius meiner Haken passte. Sprich, er bot sich an um meine Aluminiumrundstäbe darüberzubiegen. Diesen Winkel habe ich dann erstmal etwas zugebogen, also aus den 90° ca. 80° gemacht. Der Biegehebel muss nämlich ein bisschen weiter geführt werden können als 90°, damit die Haken nachher 90° erreichen. Diesen Winkel habe ich auf der Werkbank festgespannt. Mit einem U-Stahlprofil, einer Regalträgerschiene, habe ich den Hebel realisiert. Für die Drehachse kommen Schrauben und genügend starke Metallbleche zum Einsatz. Der Hebel ist nicht fest mit dem Biegewinkel verbunden. Er hängt einfach darunter und kann nicht herausfallen, da der etwas zugebogene Winkel nach unten hin dichter an die Werkbank heranragt. Außerdem befindet sich auf dem Biegewinkel noch ein Anschlag (Schraube mit Mutter), damit alle Rundstäbchen an der gleichen Stelle gebogen werden.